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ZÄHLEN
WS 2012/13 | FH Potsdam | Grundlagen der prozessorientierten Gestaltung | Prof. Monika Hoinkis | design.fh-potsdam.de

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Bildhafte Visualisierungen sind oft sinnvoll, da die Daten die visualisiert werden in der Regel an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit gesammelt wurden und damit als Archiv vorliegen - getrennt von ihrem unmittelbaren Kontext oder ihrer »Geschichte«. Diese Datenarchive brauchen die bildhafte Darstellung damit ihr ursprünglicher Kontext (behelfsweise, abstrahiert, kodiert) wieder hergestellt und eine erzählerische Lesbarkeit geschaffen wird. Experten auf einem Gebiet können zwar manchmal aus Zahlentabellen lesen wie aus einem (Bilder-)Buch, Sachfremde können dies eher nicht. Sie benötigen zusätzliche Bilder – oder Geschichten - um aus Zahlen und Daten Erkenntnisse gewinnen zu können. Folglich ist eine Annahme: Menschen brauchen Bilder um Zahlen lesen zu können.

Ansatz des hier dokumentierten Gestaltungsseminars war, diese Annahme in Frage zu stellen, bzw. zu untersuchen, unter welchen Umständen sie nicht zutreffend ist. Wann und auf welche Weise können auch Zahlen unmittelbar verstanden und emotional gelesen werden?

Im Seminar haben wir uns mit der Praxis des Zählens aus gestalterischer Perspektive und der Zahl als Visualisierungsmethode auseinandergesetzt. Zählen - so der Ausgangspunkt - ist nicht nur eine sprachliche, kulturelle und mathematische Praxis, es ist auch Sichtbarmachung und Archivierung von Prozessen und birgt daher ein hohes ästhetisches Potential.
Jeder Kursteilnehmer konstruierte ein elektromechanisches sensorbasiertes Zählgerät und realisierte damit eine individuelle reaktive Installation. Das Ziel dabei war, in der Regel verborgene oder unbeachtete natürliche und soziale Prozesse durch den Zählvorgang unmittelbar sichtbar und erlebbar zu machen. Dabei kam die Physical-Computing Plattform Arduino zum Einsatz, sowie diverse Sensoren und – bei jeder Installation der gleiche – elektromechanische Impulszähler, wie man ihn zum Beispiel aus Produktionsanlagen kennt.

Die entstandenen Zähl-Installationen geben Hinweise darauf, dass die Notwendigkeit von synthetisch erzeugten Bildern oder Kodierungen für das bessere Verständnis von und den Zugang zu Zahlen nicht unbedingt gegeben. Die Methode der unmittelbaren (numerischen) Visualisierung des jeweiligen Sachverhalts, wie die Zähler ihn erzeugen, hat ebenfalls hohen Erkenntnis- und Erlebniswert und ist damit möglicherweise eine brauchbare alternative Form der Visualisierung gegenwärtiger Themen.

-> interner workspace

Swing Counter

Swing Counter
SwingCounter, Ben Schmitt
3. Semester Interfacedesign
Der SwingCounter zählt Schaukeldurchgänge einer wild aufgehängten Schaukel im öffentlichen Raum.
Wifimeter Wifimeter
Wifi|meter, Philipp Steinacher
3. Semester Interfacedesign
Es wird oft vergessen, dass um uns und durch uns hindurch ständig kommuniziert wird, überall treffen wir auf W-Lan Netzwerke, die wir nicht wahrnehmen. Das Wifi|meter macht sie zähl- und damit sichtbar.
SNES counter
SNES Counter, Thomas Petrach
3. Semester Interfacedesign
Welche eigentlichen banalen motorischen Vorgänge stecken hinter dem Computerspiel? Der SNES Counter entkleidet das Geheimnis des Spielens und konfrontiert uns mit der Realität. Jeder Knopfdruck des Controllers wird numerisch erfasst und zeigt eine andere Art von Spielbilanz.
Stille Zählen
Stille Zählen, Philipp Geuder
3. Semester Interfacedesign
Wir leben in einem Meer von Geräuschen – der Zähler begibt sich auf die Suche nach Orten der Stille. Sinkt der Audiopegel unter eine definierte Schwelle, beginnt der Zähler die Momente der Stille zu zählen.
ClapResearch
CO2 Meter, Stefan Hintz
3. Semester Interfacedesign
90% unserer Zeit verbringen wir in geschlossenen Räumen. Dabei erzeugt ein schlecht gelüfteter Raum Konzentrationsschwäche und Müdigkeit. Das CO2-Meter misst die Kohlendioxid-Konzentration in der Luft. Wird ein kritischer Wert überschritten, beginnt der Zähler zu zählen. Je höher der Wert, desto schneller wird gezählt.
CO2 Meter
ClapResearch, Moritz Kronberger & Lennart Hildebrandt
3. Semester Interfacedesign
ClapResearch ist der Versuch, die Menschen in ihrem trägen Alltag zu ungewöhnlichen Dingen zu motivieren. ClapReseach zählt gleichzeitig die Menschen (Klatschvorgänge), die sich dazu motivieren ließen.
Stimmungsblitzer Stimmungsblitzer
Stimmungsblitzer, Juri Wolf
1. Semester Interfacedesign
Die Überschreitung einer bestimmten Lautstärke bei stimmungsvollen Zusammenkünften wird gezählt: gemeinsammes Kartenspielen, Wein trinken, Fussball schauen etc. Bei jedem Zählvorgang wird zusätzlich automatisch eine Fotokamera ausgelöst um den jeweiligen Moment zu dokumentieren.

Gehen und Kommen

Gehen und Kommen Gehen und Kommen Gehen und Kommen
Gehen & Kommen, Philipp Schubach
3. Semester Kommunikationsdesign
Die Installation zählt das Kommen und Gehen der Hausbewohner im Hausflur. Sie regt zum Nachdenken über die Tagesabläufe der Mitbewohner an und macht die Bewegung im Flur über verschiedene Tage vergleichbar.
Eine Variante zählt das Kommen und Gehen auf dem Fensterbrett des Hauses im Winter. Die Sensorik ist mit einer Fotokamera via Fernauslösung verbunden, die bei jedem Zählvorgang ein »Beweisfoto« des Besuchers schießt.
Black Box Black Box
Black Box, David Spinner & Anton Fabian Rahlwes
3. Semester Produktdesign
Mit der »Abstimmungsbox« werden Menschen dazu aufgefordert sich zwischen zwei polarisierenden Dingen entscheiden: Kind oder Karriere, Liebe oder Sex, Mac oder Windows, Stadt oder Land, etc. Die Möglichkeit die Fragen zu variieren schafft den Raum, unterschiedliche Themengebiete und unterschiedliche emotionalen Ebenen zu betreten. Die Black Box kommt auf dem Campus der FH Potsdam zum Einsatz.

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