— WS 2019

Schon wieder Erdkunde???

Kursdokumentation



Der digitale Wandel geht in den Schulen zu langsam voran? Inhalte werden nach wie vor überwiegend durch Bücher vermittelt? Das stimmt sicher, denn um komplexe Sachverhalte anschaulich und lebendig zu vermitteln fehlt es oftmals schlichtweg an überzeugenden digitalen Lösungen.

Wir haben uns in der Kurskooperation zwischen dem Cornelsen Verlag und der FH Potsdam mit dem Thema Klimawandel beschäftigt und eine App konzipiert, mit der Schüler*innen innerhalb und außerhalb der Schule lernen können, welche Ursachen und Auswirkungen der Klimawandel hat. Und vor allem was jede*r Einzelne tun kann. Fridays for Future, der Widerstand gegen die Rodung des Hambacher Forst und die Instagram Trashtag Challenge sind Beispiele die zeigen, dass das Thema für Jugendliche wichtig ist und sie selbst aktiv werden.

Das Ergebnis unseres Kurses sind 5 ganz unterschiedliche Apps, die aktivieren und Spass machen. Kein "Das geht mich nichts an" mehr!

Recherche


Innerhalb des Researchprozesses konnte der Kurs in zwei Phasen das Sprintgoal erreichen, um anschließend in die Ideenentwicklung zu wechseln. Anhand des »Digital Innovation Playbooks« von Dark Horse und des »Design Sprint Books« von Jake Knapp wurde der Kurs optimal auf die anschließende Projekt-Zielsetzung vorbereitet.

Zuerst wurde für den Kurs benötigtes Expertenwissen zu den Themen Lehren, Lernen und Klimawandel aufgebaut und im Hinblick auf den späteren Einsatzzweck kritisch hinterfragt sowie Unklarheiten diskutiert. Hier standen vor allem die Fragen im Fokus, mit welchen Problemen sich sowohl Lehrende als auch Lernende innerhalb und außerhalb des Unterrichts konfrontiert fühlen. Außerdem stellte sich für den Kurs die Frage welche Ziele dieser vor Augen haben muss, um gleichermaßen Lernende zu fördern, aber auch fordern zu können.

Um aus den Fragestellungen tatsächlich auch valide Antworten generieren zu können, wurden zunächst Hypothesen aufgestellt und mithilfe von Meta Journeys sowie Customer Profiles versucht, ein gesamtheitliches Stimmungsbild über die Zielgruppe zu erhalten. Zudem wurde eine einheitliche Definition zum »Lernerfolg« definiert. Um diese Ergebnisse zu evaluieren, hatte der Kurs die Möglichkeit in der Voltaire Gesamtschule in Potsdam zu hospitieren. Dabei besuchte die Gruppe Schüler im Unterricht von Physik, Mathe, Deutsch bis hin zur Biologie. Im Anschluss daran wurden Lernende in Einzelgesprächen interviewt. Die Fragen leiteten sich aus einem zuvor von allen Kursteilnehmern zusammengetragenem Beobachtungsbogen ab.

Die Ergebnisse aus den Unterrichtsbeobachtungen und Interviews halfen dabei die validierten Indikatoren und Hypothesen nun in die Entwicklung der Kurs-Zielsetzung zu überführen.



ResearchResearchResearchResearch

Ideenfindung


Bevor die Studierenden begannen, eigene Konzepte für eine App zu entwickeln, wurde im Seminar eine gemeinsame Ideation-Phase eingebaut. Es galt sich in der großen Gruppe über Wissen und Beobachtungen auszutauschen und sich über eine gemeinsame Zielsetzung für die App zu verständigen. Orientiert haben wir uns in diesem Abschnitt an den Methoden aus »Sprint« von Jake Knapp.

Da Digitale Produkte in der Regel vom Ende her geplant werden, stellten wir uns zunächst der Frage, was wir in zwei Jahren mit unserer App erreichen möchten. Nach einem anonymen Austausch über Post-Its und einer nachfolgenden Abstimmung in der großen Gruppe, stand unser »2-Year-Goal« fest:

In 2 Jahren fühlen sich Schüler*innen persönlich vom Klimawandel betroffen und wollen etwas ändern. Kein »Das geht mich nichts an« mehr!



Ideation

Dieses Ziel, wurde für den weiteren Ideenfindungs- und Arbeitsprozess für alle sichtbar und als ständige Erinnerung auf einem Plakat in unserem Seminarraum notiert und in einem zweiten Schritt um drei Aspekte, sogenannte »Sprint-Fragen« ergänzt. Aspekte, die uns wichtig erschienen und die es bei der Verfolgung des 2-Year-Goals zu erfüllen galt.

• Können wir mit unserer App den Schülerinnen und Schülern bewusst machen, dass sie als Einzelpersonen positiven wie negativen Einfluss auf den Klimawandel haben?

• Können wir den Klimawandel so darstellen, dass eine persönliche und aktuelle Relevanz sichtbar wird?

• Können wir Handlungsbereitschaft aktivieren, indem wir z.B. kollektive Erfolge sichtbar machen?

Konnten wir später mit unserem fertigen Produkt diese drei Sprint-Fragen mit »Ja« beantworten, hatten wir unser Ziel erreicht.



Ideation

Im weiteren Austausch in der großen Gruppe haben wir uns stets alle Ideen, Hinweise, Beobachtungen, Problemstellungen und offene Fragen auf Post-Its notiert. Diese Notizen folgten dem Muster der »How-might-we-question« (HMW-question), einer positiven kurzen prägnanten Formulierung, die eine »Chance«, statt ein »Problem« beschreibt. Diese Post-Its fanden ihren Platz ebenfalls, für alle sichtbar, an der Seminarraum-Wand.

Nach einem weiteren Mehrheitsvoting wurden die wichtigsten HMW-Questions auf der User-Journey des Schülers verortet. Hieraus ließ sich der Moment ablesen, an dem wir den Schüler*innen mit unserer App begegnen sollten.



Ideation

Inhaltlich hatten wir nun alle Seminarteilnehmer*innen die gleichen Voraussetzungen und waren bereit für die konkrete Konzeptentwicklung.

Im zweiten Abschnitt der Ideation-Phase wurde nun, im Gegensatz zum vorangehenden, in einzeln gearbeitet. Zunächst in analogen Skizzen und später in konkreten 3-Screen-Konzepten wurden individuelle Ideen festgehalten. Durch das Clustern dieser Konzepte nach Gemeinsamkeiten, ergaben sich die Themen und eine Aufteilung der Seminarteilnehmer*innen für die nachfolgende Gruppenarbeit.



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Nutzer Tests


Um letzten Endes zu sehen, ob die App den SchülerInnen verständlich bzw. die UX gelungen ist, machten wir ein User Testing im Cornelsen Haus. Die Vorbereitung für das User Testing fing für uns Studenten schon Wochen zuvor statt, indem wir in einem Workshop von Lennart Schorling, einem Cornelsen Mitarbeiter, lernten, wie so ein User Testing abläuft und worauf man achten sollte.

Ein Bestandteil war zudem, dass wir Hypothesen formulierten, die mit dem Prototypen überprüfbar sein sollten. Eine Hypothese wäre z.B. »Der Inhalt des Textskonnte erfasst werden.« oder »Die Art wie Wissen vermittelt wird, empfindet der User als ausreichend.«.

Alles in allem fühlten wir uns danach sehr gut vorbereitet und waren bereit für den User Test. Der Tag des User Tests startete um 13 Uhr und sah so aus, dass wir zunächst, jede Gruppe für sich in seinem Interview Raum vorbereitete. Fragen wurden geklärt, wie, wo sitzt der Proband und wo der Interviewer? Sind genug Zettel da und sind genug Kekse zur Verpflegung des Probanden vorhanden? Wer ist Interviewer und wer sind die Schreiber?

Danach gingen wir einen Testlauf mit dem Prototypen durch und zeigten diesen eine*r Cornelsen Mitarbeiter*in. Der Testlauf war hilfreich, dadurch konnten wir nochmals kleine Mängel im Ablauf, im Prototyp oder sogar Fehler in der Kommunikation korrigieren.

Um 15:30 Uhr war es dann endlich soweit. Schnell sprach sich auf dem Flur rum, dass die ersten Schüler angekommen sind. Die Aufregung war bei jedem zu sehen. Allgemein erwartete jede Gruppe für das User Testing vier SchülerInnen aus der 9. bis 10. Klasse. Während unseres Interviews hielten wir unsere Beobachtungen auf Post-Its fest. Dabei wurden positive sowie negative Aussagen, neue Ideen und Zitate des Probanden festgehalten. Zudem wurde während des Interviews darauf geachtet, ob sich unsere Hypothesen bestätigen. Nach dem User Testing hatten wir die Ergebnisse ausgewertet und geclustert.



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